Im Kabinett: Ester Vonplon
Ester Vonplons abstrakte schwarzweiss Landschaften erscheinen auf den ersten Blick mysteriös und rätselhaft. Ihre poetisch-skulpturalen Bildwelten decken feinste Spuren einer in Weiss getauchten, horizontlosen Aussenwelt auf. In dieser Reduktion auf das Wesentliche lassen sich bei genauerer Betrachtung gewaltige Schnee- und Eismassen erkennen, die sich bedrohlich auftürmen, Furchen bilden und immer wieder von riesigen Stoffplanen bedeckt werden. Seit über zehn Jahren beschäftigt sich die Fotokünstlerin mit den Naturphänomenen Eis und Schnee, reist in die Arktis, besteigt die Alpen oder wandert den Rhein entlang. Vonplons dokumentarischer Ansatz der frühen Jahre ist einer ‹Subjektivität der Beobachtung› gewichen. So setzt sie die technischen Möglichkeiten der Fotokamera als gestalterisches Mittel ein, lässt Unschärfen zu, vergrössert Bildausschnitte bis zur Grobkörnigkeit oder schafft monochrome Farbwelten, deren sichtbare Realität beinahe verschwindet.
In Gletscherfahrt, 2013–2015, nimmt Vonplon die Betrachter*innen in die Bündner Bergwelt mit. Das alpine Gleichgewicht ist ein fragiles; so sehr, dass Gletschervliese auf die Eisoberflächen gelegt werden müssen. Einer Sisyphus Aufgabe gleicht der ausweglose Kampf gegen die Gletscherschmelze, so scheinen die Planen die Eismassen vielmehr wie Leichentücher notdürftig zu umhüllen. Ester Vonplon hält in ihren Fotografien eine Welt fest, die vor unseren Augen zerfliesst und verweist damit gleichzeitig auf ökologische und gesellschaftspolitische Fragen unserer Zeit.
Bilder zur Ausstellung
Ester Vonplon (*1980) lebt und arbeitet in Castrisch GR. Seit 2009 stellt Ester Vonplon ihre Arbeiten regelmässig in Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland aus. 2017 wurde sie mit dem Manor Kunstpreis Graubünden geehrt. Neben Vonplons intensiver Beschäftigung mit dem Alpenraum, führten sie ihre fotografischen Recherchen nach Osteuropa, Russland, Nordamerika und in die Arktis.